Aktuelles rund um Morbus Pompe
Medikamente bei Morbus Pompe
Professor Dr. Wolfgang Löscher hat auf einem Pompe-Expertentreffen im Februar 2018 in Zürich vorgestellt, welche Medikamente bei Morbus Pompe schädlich sein können. Auf unsere Bitte hat er diese wichtigen Informationen in patientenlesbarer Form zusammengestellt. Wir bedanken uns herzlich dafür und stellen den Text allen interessierten Patienten und Experten zur Verfügung. Die Weitergabe ist mit Nennung der Quelle gestattet.
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Medikamente bei Morbus Pompe
Ao. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Löscher Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Neurologie
Im Allgemeinen ist anzumerken, dass die meisten Medikamente bei Personen, die an einem Morbus Pompe erkrankt sind, als sicher anzusehen sind. Allerdings können sich einige Medikamente schädlich auf die Muskultur auswirken, und bei Personen mit Muskelerkrankungen ist bei einigen Substanzen besondere Vorsicht geboten. Es gibt allerdings kein Medikament, das spezifisch für Personen mit Morbus Pompe riskant ist. Unterschieden werden muss zwischen Medikamenten, die vermieden werden sollten, und solchen, die eingesetzt werden können, aber bei denen eine engmaschigere Kontrolle sinnvoll ist.
Zu vermeidende Medikamente
Die hier angeführten Medikamente sollten vermieden werden, und für alle stehen geeignete Alternativen zur Verfügung.
Substanz |
Indikation |
Kommentar |
Empfehlung |
Chloroquin / Hydroxychloroqin
|
Malaria |
Bei langer Einnahme und bei hohen Dosen proximale Schwäche und Schwäche der Atemmuskulatur |
Vermeiden, alternative Substanzen sind vorhanden |
Colchizin |
Akute Gicht |
Bei normaler Dosierung proximale Schwäche |
Vermeiden, alternative Substanzen sind vorhanden |
Zidovudin |
HIV |
Kaum mehr in Verwendung |
Vermeiden, alternative Substanzen sind vorhanden |
d-Penicillinamin |
Morbus Wilson |
Kaum mehr in Verwendung |
Vermeiden, alternative Substanzen sind vorhanden |
Medikamente, die mit Vorsicht eingesetzt werden können
Die hier angeführten Medikamente können, wenn notwendig, verwendet werden und sind in der Regel als sicher anzusehen; in Einzelfällen oder in hohen Dosen können sie aber die Muskulatur schädigen bzw. schwächen.
Substanz |
Indikation |
Kommentar |
Empfehlung |
Steroide |
verschiedenste |
Abhängig von Dosis und Dauer der Einnahme, z. B. bei chronischer täglicher Einnahme von ~30mg Prednisolon |
Dosisreduktion Steroid-sparende Zusatzmedikation Gabe jeden 2. Tag |
Statine / Fibrate |
Hypercholesterinämie |
Abhängig von Dosis und Präparat und Genetik Myalgie/HyperCKämie |
Alternative Substanzen bei Auftreten von Symptomen unter Therapie |
Medikamente und Atmung
Entgegen der häufig bestehenden Ansicht können Opiate und Benzodiazepine bei Personen mit einer Schwäche der Atemmuskulatur ohne besonderes Risiko verabreicht werden. Wenn möglich sollten transdermale Opiat-Pflaster, die über einige Tage auf die Haut geklebt werden, aber vermieden werden, da sie schlecht steuerbar sind. Auch bei sehr alten Personen (> 80 Jahre) ist Vorsicht geboten. Wenn Opiate und Benzodiazepine kombiniert werden müssen, sollte die Dosis so niedrig wie möglich gewählt werden und eher kurz-wirksame Substanzen eingesetzt werden.
Morbus Pompe und Anästhesie
Myopathie-spezifische Risiken wie z.B. Maligne-Hyperthermie (MH) ähnliche Reaktionen oder Anästhesie-induzierte Rhabdomyolysen (AIR) sind bei Morbus Pompe nicht beschrieben, und es ist davon auszugehen, dass für diese Komplikationen bei Personen mit Morbus Pompe kein erhöhtes Risiko besteht. Dennoch scheint es sinnvoll, depolarisierende Muskelrelaxantien zu vermeiden. Eine intensivierte postoperative Überwachung, vor allem in der Aufwachphase, ist wie für alle Personen mit eingeschränkter Atemfunktion notwendig.
Stand: März 2018
Klinische Studien
Weltweit gibt es eine Vielzahl Forschungsaktivitäten zu M. Pompe, einschließlich einer stets wachsenden Zahl klinischer Studien. Letztere werden vor allem von Unternehmen durchgeführt, die eine spätere Zulassung der Therapie anstreben. Die Tabelle gibt einen Überblick über am Markt tätige Unternehmen und Universitäten (Spalten) mit präklinischer Forschung und klinischen Studien, kategorisiert nach Therapievariante (Zeilen). Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Informationen zu Unternehmen mit Bezug zu M. Pompe finden Sie in unseren Unternehmensprofilen, Online-Portale zu klinischen Studien haben wir in unseren Weblinks aufgeführt.
Actus Therapeutics | Amicus Therapeutics | Astellas (vormals Audentes Therapeutics) | Avrobio | |
---|---|---|---|---|
Enzymersatztherapie | | | ATB200 | | | | |
Chaperontherapie | | | AT2220 | | | | |
Kombinationstherapie | | | ATB200+AT2221 Phase 1/2 und 3 (PROPEL) |
| | | |
Gentherapie | AAV2/8-LSPhGAA (ACTUS-101) | | | rAAV9-DES-hGAA vector AT982 (präklinisch) |
AVR-RD-03 (präklinisch) |
Beobachtungsstudien | | | Link | | | | |
Alle klinischen Pompe-Studien | Link | Link | Link (Astellas) Link (Audentes) |
| |
Kommentar | Gentherapie auf der Basis rekombinanter Adeno-assoziierter viraler Vektoren (AAV) oder Kombination mit Enzymersatz-Therapie. |
Die Geschichte des CEO John Crowley ist Vorlage für den Film "Extraordinary Measures" (2010). | Technologie basiert auf Adeno-assoziierten viralen Vektoren (AAV). | Technologie basiert auf lentiviralen Vektoren. |
Biomarin | Greenovation | Oxyrane | Regeneron Pharmaceuticals | |
Enzymersatztherapie | BMN 701 | MOSS-GAA (präklinisch) | (präklinisch) | (präklinisch) |
Chaperontherapie | | | | | | | | |
Kombinationstherapie | | | | | | | | |
Gentherapie | | | | | | | | |
Beobachtungsstudien | Link | | | | | | |
Alle klinischen Pompe-Studien | Link | | | | | | |
Kommentar | Aktivitäten zur Enzymersatz-Therapie sind eingestellt. | Technologie basiert auf Moos-Kulturen. | Hefebasierte Technologie. | Antikörperbasierte Enzymersatz-Therapie der nächsten Generation. |
Sanofi Genzyme | Spark Therapeutics | Valerion Therapeutics | ||
Enzymersatztherapie | alglucosidase alfa (GZ419829) 1 2 neoGAA (GZ402666) 1 2 |
| | VAL-1221 | |
Chaperontherapie | | | | | | | |
Kombinationstherapie | | | | | | | |
Gentherapie | | | SPK-3006 (Screening-Studie) | | | |
Beobachtungsstudien | Link | | | | | |
Alle klinischen Pompe-Studien | Link | Link | Link | |
Kommentar | Erste zugelassene Enzymersatz-Therapie (2006). Die zweite Enzmgeneration wird auch als neoGAA oder avalglucosidase alfa bezeichnet. Ausgewählte Studien (ClinicalTrials.gov Identifier): 1 COMET (NCT02782741) 2 Mini-COMET (NCT03019406) |
Technologie basiert auf Adeno-assoziierten viralen Vektoren (AAV), lizensiert von Genethon. | Technologie auf Basis von Antikörpern ("antibody-mediated delivery platform") zur Herstellung von Fusions-Proteinen. | |
(Universitäten) | Duke University, Durham NC | University of Florida | Alle Universitäten | |
Enzymersatztherapie | | | | | | | |
Chaperontherapie | | | | | | | |
Kombinationstherapie | Albuterol/Clenbuterol und rhGAA | Immunmodulation | | | |
Gentherapie | NCATS/TNRD-gefördertes Projekt | rAAV9-DES-hGAA | | | |
Beobachtungsstudien | Link | Link | Link | |
Alle klinischen Pompe-Studien | Link | Link | Link | |
Kommentar | Vielfältige Aktivitäten mit unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen. | Vielfältige Aktivitäten mit unterschiedlichen Zielsetzungen. | Studien, bei denen Universitäten als "Sponsor/Collaborator" mitwirken. |
Aufgelistet sind die untersuchten Substanzen (so weit bekannt) mit Links zu den betreffenden Studien des Unternehmens. Die Links verweisen auf Suchergebnisse für Studien, die bei ClinicalTrials.gov gelistet sind.
Weitere gefilterte Suchen nach Studien
Hinweis: Auf clinicaltrials.gov kann die Suche (Advanced Search) durch Nutzung der Filter und die Anzeige der Spalten (Show/Hide Columns) weiter verfeinert werden; besonders nützlich sind die Angaben Sponsor/Collaborators und Last Update Posted.
- Aktive Pompe-Studien, bei denen eine Teilnahme möglich ist: Link
- Aktive Pompe-Studien, bei denen eine Teilnahme in Deutschland möglich ist: Link
Hinweis: Dieser Beitrag dient der Information und nicht der Werbung. Durch die Nennung eines Unternehmens machen wir uns nicht automatisch Produkte, Therapien und Aussagen des Unternehmens zu eigen. Für Fragen der medizinischen Versorgung sollten die behandelnden Ärzte konsultiert werden.
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