COVID-19 / Coronavirus: "Social Distancing"
Für den angemessenen Umgang mit der aktuellen Krisensituation, die Menschen mit Vorerkrankungen in besonderem Maße betrifft, sind verlässliche Informationen unabdingbar. Wir möchten mit einer losen Folge von Beiträgen über COVID-19 dazu beitragen, dass unsere Mitglieder und andere Pompe-Betroffene sowie ihre Familien gut informiert sind.
Persönliche Kontakte minimieren ("Social Distancing")
Das Gebot der Stunde ist die Minimierung persönlicher sozialer Kontakte, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Reduzierung der Ausbreitungsgeschwindigkeit kann bewirken, dass Gesundheitssysteme nicht jenseits ihrer Kapazitätsgrenzen belastet werden. Ziel ist also die Beherrschung der Neuinfektionen, um Behandlungskapazitäten für den Teil der Infizierten verfügbar zu halten, die einen schweren Verlauf entwickeln (hier geht man von ca. 20 Prozent aus). Die Risikogruppen, also ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, sollten die Empfehlung der Selbstisolation (persönliche Quarantäne) besonders berücksichtigen und zum Beispiel Hilfe beim Einkaufen annehmen.
Vielen Menschen wird die Dramatik der Ausbreitungssituation nicht klar, weil exponentielles Wachstum nicht Bestandteil der menschlichen Intuition und Lebenserfahrung ist. Wir sind gewohnt, dass die Zeit gleichmäßig fließt und Prozesse des täglichen Lebens mehr oder weniger linear erfolgen: Kommen doppelt so viele Gäste zum Essen, muss ich auch doppelt so viel einkaufen. Die Ausbreitung ansteckender Krankheiten folgt aber exponentiellen Gesetzmäßigkeiten, die zu einer exorbitanten Zahl Infizierter in kurzen Zeiträumen führen – das Wachstum verläuft immer schneller und überrollt, sofern es nicht gebremst wird, die Welt wie einen Kettenbrief. In Deutschland steigt die Zahl der Corona-Fälle wie auch in anderen Ländern in Europa und weltweit exponentiell an – siehe Grafik. In der Grafik sind die kumulierten, bestätigten Fälle, Genesene und Todesfälle aufgetragen; der dunkle Teil der Säulen stellt den Anteil der an diesem Tag neu hinzugekommenen Fälle dar, der blaue Rahmen die Genesenen. Für die Fallzahlen (blau) gilt die linke Achse, für die Todesfälle (rechts) die rechte. Die Zahlen stammen aus den Situationsberichten des Robert Koch-Instituts zu COVID-19, seit 17.03.2020 nur die elektronisch übermittelten Fälle. Vom Robert-Koch-Institut (RKI) werden nur Fälle veröffentlicht, bei denen eine labordiagnostische Bestätigung unabhängig vom klinischen Bild vorliegt. Die Daten werden am RKI einmal täglich jeweils um 0:00 Uhr aktualisiert. Durch die Dateneingabe und Datenübermittlung entsteht von dem Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Falls bis zur Veröffentlichung durch das RKI ein Zeitverzug, sodass es Abweichungen hinsichtlich der Fallzahlen aus anderen Quellen geben kann. Bei der Interpretation der Datenreihen ist Vorsicht geboten; zum Beispiel können Wochenend-Effekte in die Irre führen und eine in der Realität nicht vorhandene Verlangsamung der Zunahme der Fallzahlen suggerieren. Außerdem ist von einer beträchtlichen Dunkelziffer auszugehen, weil nicht jeder Verdachtsfall automatisch getestet wird und etliche Infektionen möglicherweise völlig unbemerkt verlaufen.
Zur Illustration der Wirksamkeit von Quarantäne und Social Distancing zwei Beispiele:
- China hat nach dem Corona-Ausbruch in der Provinz Hubei drastische Maßnahmen ergriffen, um Erkrankte zu isolieren und Neuinfektionen zu verhindern, darunter das Abriegeln einer ganzen Region und die Reduzierung der persönlichen Bewegungsfreiheit. Was wir als Eingriff in die individuellen Freiheitsrechte empfinden mögen, hat in China zur weitgehenden Begrenzung der Epidemie auf die Provinz Hubei geführt (Grafik: http://www.risklayer.com/media/blog/img/World_Subnational_PCT_10032020.png). Bei Ländern, die weniger wirksame Maßnahmen oder diese zu spät ergreifen, droht die kaum gebremste Ausbreitung des Virus. Vor diesem Hintergrund sind Empfehlungen zum Social Distancing, Quarantänemaßnahmen und Ausgangsssperren sehr wohl nachvollziehbar.
- Die Washington Post erläutert im Beitrag Why outbreaks like coronavirus spread exponentially, and how to “flatten the curve” ausführlich die Auswirkungen der mathematischen Gesetzmäßigkeiten und demonstriert anschaulich anhand mehrerer (vereinfachter) Simulationen, wie Social Distancing mit zunehmender Strenge nicht nur zum Verlangsamen der Neuinfektionen ("Flatten the Curve"), sondern auch zur Reduzierung der Gesamtzahl der Infektionen und zur Vergrößerung des nichtinfizierten Anteils der Bevölkerung führt.
Anmerkung: Leider können wir aus Urheberrechtsgründen die zitierten Darstellungen nicht als Grafiken in unseren Beitrag einbinden und müssen auf die Links verweisen.
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